Am Montag, dem 01. 07. 2019 starteten die 31 Teilnehmer(innen) mit ihren Fahrrädern per Bus in Richtung Moseltal. Durch das landschaftlich schöne Gebiet südlich von Bonn fuhr die Reisegruppe in Schweich über die Mosel und erreichte auf dem rechten Moselufer in Mehring den Ausgangspunkt der ersten Tagestour mit dem Rad. Bei strahlendem Sonnenschein passierten die Landfrauen Leiwen und Trittenheim und kamen nach Neumagen-Dhron, dem ältesten Weinort Deutschlands. Als Beleg dafür dient u. a. das Neumagener Weinschiff, das ursprünglich als Grabplatte aus Stein diente. Das Relief rundherum zeigt ein antikes Schiff, das von 42 Ruderern bewegt wurde. Ein hölzerner Nachbau des Weinschiffes liegt im Hafen des Ortes und kann gechartert werden. Auf einem beschilderten Rundweg können interessierte Besucher Informationen entlang eines spätantiken Kastells erhalten, von dem allerdings außer Turmresten an einer Stelle keine sichtbaren Objekte mehr vorhanden sind. Das Kastell entwickelte sich im 1. Jahrhundert nach Christus aus einer Straßenstation an der Fernstraße Trier-Bingen-Mainz.
Vorbei an Piesport und vielen Weinbergen erreichten die Landfrauen Bernkastel-Kues, die „internationale Stadt der Rebe und des Weines“. Dieser Ort ist das Weinbauzentrum an der Mittelmosel, denn es entfallen 65% des Mosel-Weinbaus auf diesen Bereich. Überragt wird der Ort von der Burgruine Landshut. Hier endete am ersten Tag die Radtour nach geradelten 43km. Der Rest des Weges zum Hotel in Ellenz wurde mit dem Bus zurückgelegt. Während der Busfahrt informierte der Reiseführer vor Ort , Georg Ebeling, die Bramscher Landfrauen über Wissenswertes zum Weinbau in Deutschland. An der Mosel wächst zu 67% Weißwein und zu 33% Rotwein, meistens auf Steillagen. Dadurch ist der Einsatz von Maschinen kaum möglich, was den Wein durch die hohe Zahl an Arbeitsstunden teuer macht. Ein Weinstock liefert im Jahr 1,5 – 2 Flaschen Wein. Es gibt zwei Pflanzarten: Die Einzelpfahlpflanzung und die Reihenpflanzung an Spanndraht. Alle deutschen Weinbaugebiete umfassen 100 000 ha. Die Qualität ist Spitze, die Menge allerdings gering. Alle deutschen Weinbaugebiete zusammen liefern nur 2% der Weltproduktion, und das entspricht 4% der europäischen Produktion.
Die Menschen an der Mosel leben vom Weinbau und dem Fremdenverkehr. Eine Industrie ist nicht vorhanden. Unter anderem wegen der harten Arbeit im Weinberg geben viele Weinbauern auf, so dass brachliegende Flächen entstehen. Diese Brachen werden häufig zu Obstwiesen, die vor allem mit Weinberg-Pfirsichbäumen bepflanzt werden. Roh sind Weinbergpfirsiche zwar ungenießbar, aus den Früchten aber kann Likör und Marmelade hergestellt werden. Die Lagen der Weinberge haben Namen, die in großen weißen Lettern an den Hängen zu lesen sind, wie z. B. „ZELLER SCHWARZE KATZ“ oder „BREMMER CALMONT“, der übrigens der zweit steilste Weinberg der Welt ist.
Georg Ebeling wusste auch einiges über die Mosel zu berichten. 1964 beschlossen Frankreichs Staatspräsident Charles De Gaulle , Erzherzogin Charlotte von Luxemburg und Bundespräsident Heinrich Lübke, den 500km langen Fluss schiffbar zu machen. Das erforderte den Bau von Staustufen und Schleusen. In nur sechs Jahren wurden in Frankreich 16, im Großherzogtum Luxemburg 6 und in Deutschland 10 dieser Bauwerke fertig gestellt. Da in Deutschland auf der Mosel Fahrgastschiffe vor der Berufsschifffahrt Vorfahrt haben und der Personenverkehr enorm zugenommen hat auf bis zu 10 000 Flussreiseschiffe pro Jahr, müssen die Schleusen um eine Kammer erweitert werden.
Am 2. Tag nutzte Georg Ebeling die Busfahrt vom Hotel zum Anfangspunkt der Radtour für weitere Informationen über den Fluss und den Weinanbau. Mit normalem Hochwasser werden die Bewohner des Moseltals fertig. In dem Bereich, der überflutet werden könnte, stehen keine elektrischen Geräte oder sonstige wertvolle Dinge. Sollte die Mosel über die Ufer treten, muss sofort nach Ablauf des Wassers der noch feuchte Schlamm abgespritzt werden. Dann ist der entstehende Schaden am geringsten, denn der trockene Schlamm ist steinhart und lässt sich kaum entfernen.
Wer an der Mosel einen neuen Weinberg anlegen möchte, zahlt für eine Pflanze 1,50€ – 2€ und kommt für einen neuen Weinberg auf über 10 000€. Bis dieser Ertrag bringt, dauert es 3 bis 4 Jahre. An der Mosel werden die Pflanzen in einem Weinberg alle 25 bis 30 Jahre des besseren Ertrages wegen erneuert, obwohl ein Weinstock 50 bis60 Jahre alt werden kann. Ihre Wurzeln ragen 12m bis 15m in den Boden hinein. Eine besondere Behandlung des Bodens für eine Neupflanzung ist nicht erforderlich. Unten an den jungen Pflanzen sieht man häufig Tetra-Packs um den Stamm, die vor Wildfraß schützen sollen und als Fehldrucke von der Industrie günstig an die Winzer abgegeben werden.
Am Dienstag, dem 02. 07. radelten die Bramscher Landfrauen von Traben-Trarbach bis zum Hotel in Ellenz. Die 49km lange Tour auf dem Moselradweg mit kurzer Pause in Zell fand wieder bei wunderschönem Sommerwetter statt. Die zweite Pause legte die Gruppe in Beilstein kurz vor Ende der Radtour ein und ermöglichte ein paar Fotos von diesem kleinen Ort, der nur etwa 100 Einwohner hat, aber von über 10 000 Gästen im Jahr besucht wird. Das Schloss in Beilstein ist heute ein Hotel und überragt wird der Ort von der Burg Metternich. Mit der Seilfähre setzte die Gruppe über und kam wohlbehalten im Hotel an.
Am Mittwoch, dem 03. 07. war die Radel-Etappe wegen des Abendprogramms kürzer und verlief von Ellenz über Cochem nach Alken. Überragt wird Cochem von der Reichsburg. Sie wurde restauriert und zeitweise auch bewohnt von Louis Frederic Jaques Ravené, einem Berliner Kaufmann, der den Kaiser-Wilhelm-Eisenbahntunnel erbaut hat zwischen Cochem und Ediger-Eller. Dadurch verkürzte sich die Strecke an der Mosel zwischen diesen beiden Orten von 25km auf 4,2km. Hinter Cochem setzten die Landfrauen mit einer Seilfähre auf das linke Moselufer über nach Klotten und radelten über Pommern und Müden nach Moselkern unterhalb der Burg Eltz. Die Pause reichte für einen Eindruck von diesem kleinen Ort an der Mündung der Elz in die Mosel, nicht aber für einen Besuch der 4km entfernten Burg Eltz. Ein Stück weiter liegt oberhalb des linken Moselufers die Burganlage Bischofstein zwischen Moselkern und Löf auf einem Felsensporn. Sie wird von einem Krefelder Gymnasium als Landschulheim genutzt. In Löf überquerten wir die Mosel auf einer Brücke und erreichten am rechten Moselufer den heutigen Zielort Alken. Oberhalb von Alken steht die Burg Thurant, deren Besonderheit ihre zwei runden Türme sind. Die Bischöfe von Mainz und Trier konnten sich nicht auf einen Turm einigen.
Wie fast alle Orte an der Mosel besticht auch Alken mit seiner Architektur. Das Erdgeschoss ist fast immer gemauert mit dem örtlichen Felsgestein und darauf schließt sich ein Stockwerk aus weißem Putz oder Fachwerk mit weißen Fächern an. Alle Dächer im Moseltal sind gedeckt mit Schieferschindeln. Besonders auffällig sind die Dächer der Gauben. Sie sind hochgezogen zu einem vier- oder sechseckigen Türmchen und einer Spitze mit Kugel darauf. Bei Häusern ohne Gaube befindet sich an der Giebelspitze eine solche Verzierung.
Der Bus holte die Bramscher Landfrauen in Alken ab zum Hotel in Ellenz, wo im Anschluss an das Abendessen eine Weinprobe auf dem Weingut von Thomas Basten stattfand. Die Landfrauen erhielten viele Informationen über die Weinherstellung, die sachgerechte Lagerung von Wein und die richtige Kombination von Wein und Essen.
Am Donnerstag, dem 04. 07. brachte der Bus die Reisegruppe einschließlich der gepackten Koffer nach Löf. Auf dem linken Moselufer radelten die Teilnehmer(innen) Richtung Moselmündung in den Rhein am Deutschen Eck. In der Nähe von Kobern-Gondorf radelte die Gruppe unter der Oberburg hindurch, die auf einer Landzunge über die Straße gebaut worden ist und sich im Besitz der Familie Von der Leyen befindet. In Kobern führte der Radreiseleiter die Gruppe mitten durch den Ort, vorbei an einer langen Reihe gleicher Häuser im schon beschriebenen Baustil. Nahe Koblenz überquerte die Gruppe die hier schon sehr breite Mosel auf einer Brücke und gelangte fernab vom Stadtverkehr auf dem rechten Moselufer das Deutsche Eck und damit das Ziel der Radreise nach 25km. Hier wurde eine mit Steinblöcken gesicherte Landzunge geschaffen. Auf dem Gelände befindet sich neben dem Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm dem ersten das Museum Ludwig und das Museum für zeitgenössische Kunst . 1953 wurde das Denkmal von Theodor Heuss seiner Bestimmung als Mahnmal für die Deutsche Einheit übergeben.
Hinter dem Deutschen Eck Richtung Altstadt gibt es einen Wasserspielplatz für kleine Kinder, der bei dem schönen Sommerwetter großen Zuspruch fand. Etwas weiter Altstadt befindet sich eine hohe Felssteinmauer mit Durchgang.Dahinter befinden sich das Museum Ludwig und die Kirchenanlage der Basilika St. Kastor, die von einem farbenprächtigen Blumenhof eingerahmt wird. Die Basilika ist das älteste Kirchenbauwerk der Stadt Koblenz.
Um 14 Uhr traten die Bramscher Landfrauen die Heimreise an nach vier Tagen Radeln bei herrlichem Sommerwetter zwischen Weinbergen und Burgen und waren dank des erfahrenen Busfahrers Bernd Morgen um 20 Uhr wohlbehalten zurück in Bramsche.