Radtouren im Havelland von Potsdam aus

Busfahrer Ralf Segeler brachte die Bramscher Landfrauen sicher in die Nähe unseres Reisezieles Potsdam, wo unsere Reiseleiterin vor Ort, Elke Backhaus auf uns wartete. Wegen des starken und stürmischen Windes (5-6 Bft) riet sie mir, mit dem Bus zum Hotel zu fahren, so dass ich über den ersten Radeltag, dem 02.07.2023, nicht berichten kann.

Am Montag, dem 03.07.2023, radelten wir vom Hotel aus Potsdam hinaus nach Nord-Osten zum Heiligensee und verweilten an der im Wasser gebauten Heilandkirche. Weiterging es um den Krampnitzer See nach Sacrow in Richtung der Pfaueninsel, auf der Königin Luise lange im Pfauenschlösschen lebte. Entlang dem Sacrower See radelten wir weiter nach Norden zum Glienicker See, den wir umrundeten. Schließlich kamen wir zur Glienicker Brücke, der Grenze zwischen Berlin und Potdam. Den Übergang über die Havel an dieser Stelle gibt es schon seit 800 Jahren und bekam nach 1963 wegen des dort stattgefundenen Spionen-Austauschs zwischen Ost- und Westdeutschland eine besondere Bedeutung. Der Austausch war im Übrigen geplant und wurde von der Stasi in der Villa Kampmeier überwacht. Nach der Wende war in dem Gebäude die amerikanische Botschaft zuhause. Wir standen auf der Berliner Seite der Brücke und hatte noch einen schönen Blick auf das Schloss Cecilienhof auf der Potsdamer Seite. Wir überquerten die Brücke und radelten auf der Hegelallee und der Friedrich-Ebert-Straße zum Hotel zurück.

Im Anschluss an die Radtour von fast 40 km Länge unternahm Elke Backhaus mit uns noch eine kleine Stadtführung:
Sie ging mit uns auf den „Alten Markt“, direkt gegenüber vom Hotel an der Breiten Straße.

Dort wollte der „Alte Fritz“ einen Palast nach römischem Vorbild bauen mit einem Platz und Obelisk in der Mitte. Das geschah auch, aber das Palastgebäude war dem Verfall preisgegeben. Es wurde wieder aufgebaut als das heutige Stadtschloss und wird mit praktischem Bezug als  Landtagsgebäude genutzt. Um den Platz herum gibt es viele restaurierte historische Gebäude wie z.B. das Berberin-Museum (Kunstausstellungen). Weitere Museen reihen sich an der Breiten Straße an: das Filmmuseum, das Potsdam-Museum und das Naturkundemuseum. Der Alte Markt wird komplett beherrscht von der riesigen Kuppel der Nikolai-Kirche.

Elke Backhaus ging mit uns weiter in die Innenstadt hinein zu einem Platz vor der katholischen Kirche, der „Bassin“ genannt wurde. In einem riesigen Becken wurde das im moorigen Untergrund befindliche Wasser über Gräben gesammelt. So wurde der Boden schließlich trocken und fest, so dass darauf gebaut werden konnte. Dazu benötigte man die Hilfe von Experten: Das waren holländische Wasserbauer. Für die Bebauung wurden polnische Baumeister angeworben. So wurde ausreichend Wohnraum geschaffen, u.a. für die holländischen Wasserbauer und die polnischen Baumeister: das Holländer-Viertel und Alexandrowka. Da viele ausländischen Arbeiter in ihre Heimat zurück wollten, wurden dort Soldaten mit ihren Familien untergebracht. Heute gibt es dort überwiegend teure Geschäfte. Anschließend gab es ein Abendessen im „Fliegenden Holländer“.

Dienstag, 04. 07. 2023

Unsere Radtour aus der Stadt hinaus erfolgte immer einzeln hintereinander, da die Ampelphasen für Radler und Fußgänger sehr kurz waren. Nach Anweisung von Elke fuhren wir so lange geradeaus, bis abgebogen werden musste. Das hatte den Vorteil, dass nicht immer gewartet werden musste, bis alle eine einzige Straße überquert hatten.

Am Templiner See entlang radelten wir zum Schloss Caputh. Dort gab es eine Führung: Das Schloss wurde erbaut im 17. Jahrhundert von Kurfürst Friedrich dem ersten im barocken Baustil. Es ist reichlich ausgestattet mit Wand- und Deckengemälden mit den typischen Zeichen: Rosen für die Liebe und Palmwedeln für den Frieden. Das dort ausgestellte Porzellan stammt aus China (weiß und blau) und Japan (bunt), da es zu der Zeit noch keine Porzellanmanufaktur in Europa gab.

Etwas Besonderes : eine Uhr auf schiefer Ebene: Nicht der Zeiger drehte sich, sondern der ganze runde Körper der Uhr rollte auf einer geneigten Schiene nach unten: 1Tag. Dann wurde die Uhr wieder oben aufgesetzt.

Beeindruckend war auch der Fliesensaal, den Friedrich der erste anfertigen ließ, weil er einen kühlen Raum benötigte: Decke, Wände und der Fußboden waren mit blau-weißen Kacheln ausgelegt und keine glich einer anderen.

Wir radelten weiter um den Schwielowsee nach Südosten und erreichten den Malerort Ferch und radelten weiter nach Petzow, einem Künstler- und Dichterort (Max Liebermann, Christian Morgenstern). Von hier aus fuhren wir nach Werder und nahmen nach der Mittagspause die Fähre, um am Templiner See zurück nach Potsdam und zum Hotel zu kommen.

Mittwoch, den 05. 07. 2023

Mit dem Bus fuhren wir zunächst nach Südwesten und hielten in Paretz. Unsere Reiseleiterin parkte hier ein Fahrrad für ihre Rückfahrt nach Potsdam auf dem dortigen Schlossgelände, das von den Besitzern überwiegend zum „Verstecken“ genutzt wurde. Wir fuhren weiter nach Ketzin, vorbei an vielen gefluteten Tongruben, an denen die Bewohner in Datschen ihre Freizeit genießen.

Am Stadtrand von Brandenburg gibt es an der Havel viele Dörfer, in einem war Bundespräsident Frank Walter Steinmeier zuhause. Mit dem Bus fuhren wir weiter nach Mützow nördlich von Brandenburg auf das ehemalige Domstiftsgut, das heute ein Vielfruchthof ist. Von hier aus radelten wir um den Beetzsee nach Brandenburg hinein und hielten auf der Dominsel vor dem Dom St. Peter und Paul. Wir konnten den Dom besichtigen und radelten im Anschluss zurück nach Mützow, wo die Räder verladen wurden und auf dem Vielfruchthof Domstiftsgut ein Mittagessen möglich war.

Im Anschluss starteten wir unsere Heimreise mit dem Bus, der uns dank der umsichtigen Fahrweise von Ralf Segeler um 19.30 Uhr nach Bramsche zurückbrachte.