Jordanien, ein Land zwischen Wasser(-Armut) und Wüste

Karsten Mosebach beeindruckte die Bramscher Landfrauen

Ein halbes Jahr bereiste der Gymnasiallehrer aus Melle mit seinem jordanischen Freund dessen Heimatland.

Geographische Lage

Jordanien ist in NS-Richtung etwa 300km lang und in OW-Richtung auch fast so breit, also ungefähr so groß wie Bayern. In diesem Land leben 10 Millionen Menschen muslimischen, christlichen und jüdischen Glaubens friedlich nebeneinander. Die westliche Grenze in NS-Richtung bildet der Jordanfluss im Jordangraben. Der Jordan fließt nach Süden durch das Tote Meer und mündet schließlich bei Akaba in das Rote Meer. Auf seinem Weg von der Quelle zur Mündung verliert er immer mehr Wasser, so dass er zu einem Rinnsal verkümmert. Der Spruch „Über den Jordan gehen“ bekommt hier eine ganz weltliche Bedeutung und ist zu Fuß möglich. Im Nordwesten des Landes gibt es blühende Landschaften. Östlich an den Jordangraben schließt sich ein Gebirgszug an mit Höhen von bis zu 1700m. Dahinter fällt das Gelände nach Osten immer weiter ab. Es wird immer trockener und wird schließlich zu einer großen lebensfeindlichen Wüste.

Amman

Heute ist Amman die Hauptstadt Jordaniens: eine sehr alte Stadt, die um 1400 v. Chr. gegründet wurde. Im Laufe der Jahrhunderte verlor sie immer mehr an Bedeutung, die sie aber als Hauptstadt wieder erlangte. Es gibt in Amman keine Hochhäuser, da das Baurecht nur 4 Stockwerke zulässt. Ein beeindruckendes Gebäude ist die König-Hussein-Moschee mit ihrer Kuppel, die einen Durchmesser von 35m hat. In der Moschee finden 7000 Gläubige gleichzeitig Platz. Moscheen und christliche Gotteshäuser befinden sich in direkter Nachbarschaft und sind außerhalb von Veranstaltungen für jedermann geöffnet. Es herrscht ein friedliches Nebeneinander von Muslimen (93%) und Christen(5%). Für die Frauen in Jordanien gibt es keine Verschleierungspflicht, aber viele Jordanierinnen bedecken ihr Haar, ihr Gesicht und ihren Hals.

Gastfreundschaft und Versorgung

Die Jordanier sind freundlich und hilfsbereit. Ein Gast wird in ein Wohnzimmer geführt, einen gemütlichen Raum, der mit Teppichen und Kissen ausgelegt ist und in dem sich auch ein Schrank befindet. Die Wände sind weiß getüncht mit aufgedruckten Ornamenten. Das eigentliche Leben der Familie spielt sich in den hinteren Räumen ab, zu denen der Gast aber keinen Zutritt hat. Gekocht wird mit Gas und was die Stadtbewohner zum Leben gebrauchen, kaufen sie auf dem Markt. Supermärkte wie wir sie kennen, gibt es dort nicht. Die Märkte gibt es überall in den Straßen unter Zeltdächern. Dort kann man alles kaufen, was das Land hergibt. Sie sind täglich geöffnet von mittags bis Mitternacht, vormittags sind sie geschlossen. Es gibt Festpreise, aber handeln ist auch möglich. Angebaut werden die Lebensmittel im Jordangraben, der fast vollständig von halbrunden Gewächshausdächern bedeckt ist, um die zarten Pflanzen vor der intensiven Sonneneinstrahlung zu schützen. Das Wasser für den Obst- und Gemüseanbau wird dem Jordan entnommen. Somit sinkt der der Meeresspiegel des Toten Meeres jährlich um 1m, denn es kommt zu wenig Wasser vom Jordan nach. Außerdem verliert das Tote Meer bei der Salzgewinnung durch Verdunsten viel Wasser. Schwimmen ist im 300m tiefen Toten Meer nicht möglich, man kann sich nur aufs Wasser legen. Es handelt sich dabei um eine fast gesättigte Salzlösung hoher Dichte mit einem Salzgehalt von fast 30%. Ein Schluck davon hat lebensbedrohliche Folgen.

Verständigung und Lebensbedingungen

In den Städten sprechen viele Einheimische Englisch, auf dem Lande nur wenige und die Frauen häufig besser als die Männer. In den Städten gibt es „Schneller-Schulen“, Internate für Jungen und Mädchen muslimischen und christlichen Glaubens. An den Schulbesuch kann auch noch eine Lehre angeschlossen werden. Auch das Lernen der deutschen Sprache ist an diesen Schulen möglich. Karsten Mosebach ist das nette Verhältnis der Schüler(innen) untereinander und zwischen Lehrer(inne)n und Schüler(inne)n aufgefallen. In Jordanien gibt es viele Flüchtlinge. Das sind zum einen Palästinenser, denn den Jordaniern gefällt die Politik der Israeli gegenüber den Palästinensern nicht, obwohl Jordanien dort das einzige Land ist, das mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen hat. Zum zweiten gibt es im Norden des Landes nahe der Syrischen Grenze das größte Flüchtlingslager der Welt mit 1,5 Millionen syrischer Vertriebener.

Historische Gebäude

Jahrhundertelang war Jordanien unter Fremdherrschaft, und alle haben ihre Spuren hinterlassen. So beherbergt z. B. Jerash die größte erhaltene romanische Stadtanlage, denn Jerash liegt in einem Tal mit Wasservorkommen.
In Kamel-Tagesreisen-Entfernung gibt es im Osten des Landes Bauwerke, die leicht für Bunker oder Festungen gehalten werden können. Sie haben eine kubische Form und sind aus Felssteinen gebaut mit schmalen vertikalen Löchern, die wie Schießscharten aussehen. Tatsächlich handelt es sich um Hotels: ihre dicken Wände schützen vor der Hitze des Tages und die Löcher gehören zu einem ausgeklügelten Lüftungssystem, das Frischluft im Inneren garantiert.
Besonders beeindruckt waren die 54 Landfrauen von der Felsstadt Petra, geschaffen von dem Volk der Nabatäer von 300 v. Chr. bis 300 n. Chr. Entlang einer 1,5km langen Schlucht gibt es in den Felsen gehauene Grabkammern mit bis zu 50m hohen Portalen, die ebenfalls aus den Felsen gehauen worden waren. Selbst die Wasserleitungen in Petra bestehen aus Felsrohren.

Die Beduinen

Die Beduinen sind die eigentlichen Jordanier. Sie leben traditionell als Nomaden in einer kargen Ebene, aus der große runde Felsen hervorragen, dem Wadi Rum. Sie stellen den König, und auch sie sind gastfreundlich.
Neben Einzelbildern, zu denen Karsten Mosebach Erläuterungen gab, konnten sich die Bramscher Landfrauen wiederholt erfreuen an Diashows verschiedenen Inhalts mit phantastischen Bildern eines schönen und friedlichen Landes inmitten von Unruheherden.