Frauenhaus Osnabrück – ein guter Ort für Frauen und Kinder

Bramscher „Landfrauen zeigen Flagge“

Frau Märkl als stellvertretende Bürgermeisterin begrüßte zu Beginn die über 50 Bramscher Landfrauen und Gäste, sowie Sabine Strotmann und Esther Bierbaum vom Frauenhaus in Osnabrück. Vom Vorstand der Bramscher Landfrauen bedankte sich Annegret Westermann für die entgegengebrachte Gastfreundschaft und die Bereitstellung des Sitzungsraumes für die Veranstaltung. Entsprechend dem Logo „Landfrauen zeigen Flagge“ ermahnte Annegret Westermann die Anwesenden, sich für Toleranz gegenüber Frauen einzusetzen und in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit für Frauen in Not zu erregen. Maria Stuckenberg als Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Bramsche wies auf den internationalen Tag für Gewalt gegen Frauen am 23. November hin.

Sabine Strotmann und Esther Bierbaum stellten zunächst das autonome Frauenhaus Osnabrück vor. Es entstand 1981, als ein Verein von 12 Frauen mit der Stadt Osnabrück einen Vertrag schloss über die Einrichtung eines Frauenhauses. Seit fast 40 Jahren funktioniert die Zusammenarbeit mit der Stadt gut. Das Frauenhaus Osnabrück verwaltet sich selbst. Hauptsächlich wird das Haus von der Stadt Osnabrück finanziert. Weitere Unterstützung erhält es vom Land Niedersachsen. Vieles im Bereich der Ausstattung und Lernmitteln wird durch Spenden finanziert. Für neue Möbel z. B. lehnt die Stadt ihre finanzielle Unterstützung ab, weil sie keinen Zutritt zum Haus hat. Die Mitarbeiterinnen halten aber eine freundliche Atmosphäre im Haus zur Unterstützung ihrer Arbeit für wichtig.

Das Frauenhaus hat 30 Plätze für Frauen und Kinder. Daneben gibt es drei Dreizimmerwohnungen und Büroräume. Kommt eine Frau ins Frauenhaus, muss sie eigenständig leben und selbst für ihre Kinder sorgen. Ihr Aufenthalt ist zeitlich begrenzt. Das Haus bietet den Frauen unabhängig von ihrer Herkunft Schutz. Die Frauen äußern ihre Wünsche, damit sie optimal unterstützt werden können von den vier Mitarbeiterinnen, die vorwiegend für Frauen zuständig sind. „Die Frauen sind unsere Auftraggeberinnen“, berichtet Sabine Strotmann. Sie bestimmen, wie und wie lange sie Schutz in Anspruch nehmen. Wenn der Schutz im Haus nicht ausreicht oder die Bettenkapazität erschöpft ist, müssen die Frauen in einem anderen Haus untergebracht werden. Die dabei auftretenden Schwierigkeiten wie fehlendes Einkommen, viele Kinder oder Migrationshintergrund müssen dann von den Mitarbeiterinnen bewältigt werden. Es fehlen in Deutschland im Übrigen 7000 Betten in Frauenhäusern, im Landkreis Osnabrück sind es 98 Betten.

Die erste Kontaktaufnahme geschieht fast immer per Telefon. Wenn im Haus selbst kein Platz frei ist, werden Telefonate mit Häusern in der Nähe geführt. Für NRW gibt es im Netz eine Homepage LAG – Frauen – Info – Netz gegen Gewalt. Sie enthält eine Landkarte mit Städten, in denen es Frauenhäuser gibt: ein rotes Symbol bedeutet ein besetztes Frauenhaus, ein grünes Symbol weist auf freie Plätze hin. Mit einem Klick auf das Symbol erhält die schutzsuchende Frau die Telefonnummer des Hauses. So etwas ist für das Land Niedersachsen auch in Arbeit, denn es erleichtert hilfesuchenden Frauen erste Schritte. Von den 57 Frauen, die im letzten Jahr im Frauenhaus Schutz gesucht haben, sind nur zwei in die eigene Wohnung zurückgegangen. Die langjährigen Mitarbeiterinnen beobachten, dass der Rückgang in die eigene Wohnung im Laufe der Jahre kontinuierlich abgenommen hat. Sicherlich ist das ein Zeichen für wachsendes Selbstbewusstsein der Frauen und gute Unterstützung durch die Frauenhäuser.

Während Sabine Strotmann den Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf die Situation der Frauen legte, stellte Ester Bierbaum die Kinder in den Vordergrund. Das Alter der Kinder, die ins Haus kommen, reicht von null bis achtzehn Jahre. Die jüngeren Kinder schlafen mit der Mutter in einem Zimmer. Kinder über vierzehn Jahre bekommen ein Einzelzimmer, wenn vorhanden. In fußläufiger Nähe zum Frauenhaus gibt es in Osnabrück ein Kinderhaus. Die Kinder werden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Kleineren im Kindergartenalter gehen morgens auf freiwilliger Basis ins Kinderhaus zum Spielen und können dort das Erlebte im Spiel verarbeiten. Die größeren schulpflichtigen Kinder halten sich nachmittags freiwillig dort auf. Sie verarbeiten Erlebtes häufig durch Erzählen. Sie haben dort alle Freiheiten, dürfen aber nicht körperlich aggressiv sein. Die Mitarbeiterinnen versuchen, ihnen Halt zu geben und ihnen klare Strukturen zu vermitteln. „Kinder empfinden das selbst, was der Mutter passiert ist. Sie fühlen sich oft schuldig, wenn die Mutter geschlagen wird“, erläutert Esther Bierbaum. Mutter und Kind werden beraten und gestärkt, denn der Bruch mit dem bisherigen Leben erfolgt plötzlich. Es ist schwer, damit fertig zu werden, angesichts der Schwierigkeiten, die sie in naher Zukunft bewältigen müssen.

Die Zukunft von Frauen und Kindern im Frauenhaus birgt außerdem ein riesiges Datenschutzproblem. Es ergibt sich bei Unterhaltsforderungen von Seiten des Amtes an die Väter. Die Forderungsschreiben gehen zwar mit sechs Wochen Verspätung heraus, aber der Vater weiß dann, in welcher Stadt die Mutter mit den Kindern lebt. Eine Frau mit Kindern ist in Deutschland also nicht datengeschützt. Ein weiteres Problem ergibt sich, wenn der Vater seine Kinder sehen will und kein Umgangsausschluss vorliegt.

Zum Schluss bedankte sich Annegret Westermann bei den beiden Mitarbeiterinnen für die umfangreiche Information über ihre verantwortungsvolle und problembelastete Arbeit im autonomen Frauenhaus Osnabrück.