Mit einem Weihnachtsgedicht von Rainer Maria Rilke begrüßte Annegret Westermann die über 100 Teilnehmerinnen zur diesjährigen Adventsfeier in dem von den Landfrauen aus Achmer festlich geschmückten Saal der alten Küsterei auf Lage. Programmunterstützend wirkten Heinrich Schrader auf dem elektrischen Klavier und Ekkehard Lehwark für die Technik mit. Annegret Westermann führte durch die Feierstunde. Die in jedem Jahr in der Adventsfeier stattfindende Spendenaktion der Bramscher Landfrauen sollte dieses Mal die Krebsberatungsstelle in Osnabrück erhalten zur Unterstützung von Geschwistern krebskranker Kinder, sog. Schattenkindern. Die Teilnehmerinnen kamen der Bitte von Annegret Westermann nach und spendeten 500,-€.
Nach dem Singen von Weihnachtsliedern und dem Kaffeetrinken erzählte die Autorin Conny Rutsch unter dem Titel „zwei links, zwei rechts“ die Entstehungsgeschichte der Firma „Erika Rössler Strickmoden“, die es heute noch in Italien gibt. Im Anschluss trug sie aus ihrem Buch „Weihnachtsgeschichten aus dem Osnabrücker Land“ einige Kostproben vor. Mit einem Rückblick auf die Adventszeit vor 60 Jahren versetzte Conny Rutsch die älteren Anwesenden in ihre Kindheit zurück: Vor Weihnachten wurde das letzte Mal Wäsche gewaschen, dann erst wieder nach Neujahr. Das Haus wurde nur an zwei Stellen beheizt, und viele Zimmer hatten Eisblumen an den Fenstern. Vor dem Schlafengehen kam ein Stein oder eine mit Sand gefüllte Schnapsflasche aus Steingut in den Backofen und anschließend zum Anwärmen ins Bett. Es wurden Weihnachtsplätzchen gebacken, ein Adventskranz wurde gebunden und Anfang Dezember wurden Barbarazweige geschnitten . Die Zweige von Obstbäumen kamen in eine Vase und blühten zu Weihnachten.
Danach las Conny Rutsch eine Geschichte von zwei Meller Originalen vor, die der Heimatdichter Heinrich Fredemann beschrieb und die Bramscher Landfrauen zum Schmunzeln brachte. Es handelt sich um Pinsel, der anderen gerne Streiche spielte, am liebsten dem Gendarmen Küchenmeister. So trug Pinsel z. B. einen prall gefüllten Sack auf dem Rücken die Straße entlang. Der Gendarm vermutete Diebesgut in dem Sack, hielt Pinsel an, und der ließ Küchenmeister in den Sack mit Pferdeäpfeln greifen, die er für den Bauern zum Düngen gesammelt hatte. In der Weihnachtszeit sah der Gendarm den ordentlich gekleideten Pinsel einen Tannenbaum und eine Säge tragen. Wieder vermutete der Ordnungshüter Diebstahl. Gemeinsam gingen sie in den Klefft (ein Waldstück), und Küchenmeister suchte den passenden Stumpf zum Baum, fand ihn aber nicht. Nun gestand Pinsel dem Gendarm, dass der Baum ein Geschenk vom Bauern für die Pferdeäpfel war und ihm die Säge zum Schärfen mitgegeben wurde.
Es folgten einige Geschichten um die Krippen im Osnabrücker Land, z. B. die kleinste (aus Margarinefiguren) oder eine Krippe mit einem Schwein unter den Tieren.
Zum Schluss ging die Autorin auf den Ablauf und typische Gerichte am Heiligabend im Osnabrücker Land ein. Damals wie heute gibt es oft Kartoffelsalat und Würstchen. Früher kam Stutensoppen auf den Tisch, Pickert und die Flüchtlinge aus Schlesien brachten das Weißwurstrezept mit. Weißwürste werden aus Kalbfleisch hergestellt, in siedend heißem Wasser vorgegart und dann in Butter hellbraun gebraten. Dazu gab es Kartoffelstampf und Sauerkraut. Heimlich hatte inzwischen ein Familienmitglied die Kerzen angezündet. Mit dem Klingeln des Glöckchens durfte dann die Tür zur besten Stube geöffnet werden. Es wurden Weihnachtslieder gesungen und danach fand die Bescherung statt. Die Geschenke nahmen sich damals eher bescheiden aus. Sie waren eher klein, häufig Praktisches, etwas, das fehlte oder selbst Gebasteltes.