Bramscher Landfrauen besuchen den Betrieb von Hergen Vißmann
Ursprünglich erwarb der Großvater von Hergen Vißmann das Heuerhaus von Gut Borgwedde an der Osnabrücker Straße in Venne-Vorwalde, um eine Bäckerei zu eröffnen. Als es aber auf dem Gut Borgwedde niemanden gab, der den landwirtschaftlichen Betrieb weiterführen konnte, übernahm die Familie Vißmann fast die ganzen Ländereien des Gutes zur Versorgung eines Milchwirtschaftsbetriebes. Dazu kommt noch gepachtete Fläche und die Zulieferung von Ackerfrucht aus der Region. Heute führt den Familienbetrieb die aus drei Generationen bestehende Familie zusammen mit zwei Auszubildenden als modernen Milchviehbetrieb mit 250 Kühen mit vier Melkrobotern. Die Milchproduktion beläuft sich auf 2,5 Millionen Liter pro Jahr.
Das Lebenskonzept der Familie Vißmann ruht auf vier Säulen, nämlich Wissen, Können, Wollen und Tun, wobei für Veränderungen vor allem die letzte die entscheidende ist. Mit der Anschaffung der Melkroboter begann für die Vißmanns ein anderes Leben, in dem auf Nachfrage der Landfrauen auch mal ein Urlaub für die Familie möglich ist, denn der Betrieb läuft weiter. Die computerüberwachte Anlage bietet den Tieren mehr Möglichkeiten der Fürsorge und liefert dem Milchbauern eine Vielzahl an Informationen. So werden z. B. Milchwerte wie Temperatur, Menge, Leitfähigkeit sowie Fett- und Eiweisgehalt gemessen. Ausserdem erhält er Auskunft über die Aktivität der Kuh, z. B. das Wiederkäuen in Minuten, was u. a. von der Tagestemperatur abhängt. Bei großer Hitze liegen die Kühe viel und käuen weniger wieder.
Auf Nachfrage der Landfrauen erklärte Hergen Vißmann auch die Fütterung seiner Kühe: Das Futter wird einmal am Tag vorgelegt. Dann wird mit Ultraschall der Abstand zwischen Futter und Kuhstand gemessen. Ist dieser zu groß, fährt der selbstfahrende Futtervorschieber selbständig los und befördert das Futter in eine für die Kühe erreichbare Entfernung.
Da sich der Betrieb im Dümmereinzugsgebiet befindet, herrscht Stallungsgebot, so dass die Kühe in offenen Ställen gehalten werden, sonst wäre die Bodenbelastung zu groß. der Boden in den Ställen wird stündlich abgeschoben, denn Hergen Vißmann legt großen Wert darauf, dass es seinen Kühen gut geht. Nicht ganz uneigennützig, wie er zugibt, denn wenn es seinen Tieren gut geht, hat er weniger Arbeit.
Ein solcher Betrieb funktioniert nicht ohne Strom. 40% des Strombedarfs erzeugt der Betrieb selbst über eine Fotovoltaik-Anlage. Vor Stromausfall schützt ein Notstromaggregat.
Bevor eine Kuh gemolken wird, wird kontrolliert, ob ein Gewichtsverlust vorliegt. Ist das Gewicht in Ordnung, erkennt der Melkroboter, ob die Kuh im Melkstand gemolken werden soll. Dafür entwickelt jede Kuh ihren eigenen Rhythmus. Der Melkvorgang beginnt mit Reinigung des Euters und Stimulation. Die Reinigung der Zitzenbecher erfolgt nach jedem Melken, die Reinigung der Schläuche dreimal pro Tag.
Auf dem Hof von Hergen Vißmann gibt es immer eine Kuh die kalbt. Die Besamung wird im Betrieb durchgeführt. Zwei bis vier Tage nach dem Abkalben kommt die Kuh wieder in den Stall zu ihrem vorherigen Melkroboter zurück, denn Kühe sind sehr gruppenorientierte Tiere. Der Eindruck von gut betreuten Tieren wurde bei den Landfrauen noch verstärkt durch die von Hergen Vißmann zum Abschied ausgesprochene Einladung: „Jeder, der an unserem Betrieb Interesse hat, ist uns willkommen.“