Glaube im Dialog

Bramscher Landfrauen besuchten den Osnabrücker Dom und die Moschee IBRAHIM AL-KAhLIL

Die Landfrauen erhielten eine interreligiöse Führung mit Jessica Löscher und Ursula Maedler als Expertinnen für den Dom und Dua Zeitun als Expertin für die Moschee, beruhend auf gegenseitiger Akzeptanz.

Es gibt aber auch Unterschiede:

An den Säulen im 780 von Karl dem Großen gegründeten Osnabrücker Dom stehen Heiligenfiguren aus Sandstein, wie z. B. der heilige Jakobus und der heilige Petrus, der Schutzpatron des Doms. Besonders prunkvoll ist das im Mittelschiff hängende Triumphkreuz: Der Baum dafür wurde 1178 geschlagen. Das tonnenschwere Kreuz ist 6,18m hoch, 4,20m breit und die Gestalt Christi ist 3,80m hoch. An den vier Enden sind die vier Evangelisten dargestellt. Jesus selbst trägt keine Dornenkrone und hat keine Blutmahle. Das Kreuz wird von hinten von der im Osten aufgehenden Sonne durch die wunderschönen bunten Kirchenfenster angestrahlt und macht den Glauben an Hoffnung und Auferstehung leicht. In einer Moschee gibt es keinen figürlichen Schmuck. Der sunnitische Islam verbietet die figürliche Darstellung, damit keine Verbindung zu Götzen hergestellt werden kann.

Auch im Glaubensinhalt gibt es Unterschiede. Moslems erkennen Jesus als wichtige Person an, nicht aber als Sohn Gottes. Auch die von ihm vollbrachten Wunder werden anerkannt, sowie die Jungfräulichkeit Marias. Nicht anerkannt wird die Kreuzigung Jesu und die damit verbundene Auferstehung von den Toten. Nach dem Islam ist Jesus als Lebender in den Himmel aufgefahren.

Wie wird man nun Christ oder Moslem?

Zum Christen wird der Mensch durch die Taufe. Zur Zeit der Domgründung wurde das Neugeborene drei Tage nach der Geburt in die Tauffünte gestellt mit dem Blick nach Osten, der aufgehenden Sonne entgegen. Eine solche Tauffünte aus Bronze gibt es im Osnabrücker Dom. Entsprechend der Dreifaltigkeit Gottes steht sie auf drei Füßen in Form von Löwenkrallen, die dem Kind Wehrhaftigkeit für das Leben mitgeben sollen. Zum Moslem wird der Mensch, wenn er als Kind eines muslimischen Vaters geboren wird. Es gibt im Islam keine Dreifaltigkeit. Es gibt nur einen Gott, Allah, und Mohammed ist sein Prophet.

Nach Informationen über den Hauptaltar und über den in der Mitte des Grundrisskreuzes stehenden Celebrationsaltar fuhren die Bramscher Landfrauen zur Moschee IBRAHIM AL-KAhLIL. Hier übernahm Dua Zeitun die Führung. Diese ist die älteste der acht Moscheen in Osnabrück und eine internationale, also keinem Land zugeordnet. Der sehr schlichte rechteckige Raum ist komplett mit einem Teppich ausgelegt. Kronleuchter und Tafeln mit Kaligraphien an den Wänden bilden den einzigen Schmuck. Ein Regal enthält Koranausgaben mit Interpretationswerken. Lediglich die Wand mit der Gebetsnische und die Nische selbst sind mit einer kunstvollen Holzvertäfelung bedeckt. Die schon erwähnte Kanzel ist aus Holz. Die Gläubigen, die sich hier zum Gebet einfinden, gehören 60 Nationen an. Die Frage der Landfrauen, ob es sich bei den Moscheen um Stadtteilkirchen handelt, verneinte die Referentin. Als Moslem sucht man sich seine Gemeinde aus. Die Moschee ist ein Gotteshaus, zu dem jeder Zutritt hat. Sie ist ein Gebetsraum, für den einige Regeln festgelegt worden sind. Es gibt z.B. einen Männer- und einen Frauenraum, was sich in der kulturellen Tradition begründet, theologisch ist aber keine Trennung belegt.

Die nach Mekka ausgerichtete Gebetsnische entspricht dem Altar in der christlichen Kirche. Ihre gewölbte Form dient der besseren Schallausbreitung. Während des Gebetes stehen die Gläubigen Schulter an Schulter in einer Linie, um den Eindruck eines Ganzen zu erwecken. Der Freitag der Christen entspricht dem Sonntag der Moslems und ist Feiertag. Gebetet und Gepredigt wird erst in arabischer Sprache und wird dann ins Deutsche übersetzt.

Das Fundament des islamischen Glaubens bilden die fünf Säulen des Islam:

  • das Glaubensbekenntnis
  • das Gebet fünfmal am Tag mit vorheriger ritueller Waschung
  • das Fasten im Monat Ramadan, das der inneren Reinigung dient und vom Materiellen fernhalten und die Zuwendung zum Spirituellen ermöglichen soll
  • die Abgabe einer Kirchensteuer, die sich nach dem Einkommen richtet
  • die Pilgerfahrt nach Mekka einmal im Leben. Dafür dürfen keine Schulden gemacht werden, denn das Wohlergehen der Familie hat Vorrang.

Eine der vielen Fragen der Landfrauen an Dua Zeitun betraf die Kriterien für eine Eheschließung:
Dafür müssen drei Bedingungen erfüllt sein: Beide Partner müssen der Eheschließung zustimmen. Möglich ist für einen Moslem auch die Heirat einer Christin oder Jüdin, nicht aber die einer Buddhistin oder einer Anhängerin des Hinduismus. Die Braut erhält eine Morgengabe als Absicherung. Sie ist ihr Eigentum und garantiert ihr eine gewisse Unabhängigkeit. (Was dem Mann gehört, gehört auch der Frau und den Kindern). Als dritte Bedingung müssen Zeugen vorhanden sein.

Zur Moschee gehört auch ein Gesellschaftsraum, in dem z.B. Feste gefeiert werden können, Hausaufgabenhilfen gegeben werden oder Sprachkurse stattfinden.

Auch eine Bestattung nach dem islamischen Ritual ist in Osnabrück möglich.

Der Imam übt sein Amt in arabischen Ländern hauptberuflich aus, hier bei uns ehrenamtlich. Frauen dürfen im Übrigen zum Imamen ausbilden, aber das Amt selbst nicht ausüben.

Letztlich durfte die Frage nach dem Tragen des Kopftuchs nicht fehlen. Die Referentin bezeichnete es als Gebot, das eingehalten werden muss wie kein Schweinefleisch zu essen und keinen Alkohol zu trinken.