Kaufen – Konsumieren – Wegwerfen ?

Bramscher Landfrauen verfolgen die Ausführungen von Kurt Werkmeister

Der pensionierte Diplompädagoge aus Rhauderfehn hält landesweit in Niedersachsen Vorträge zu gesellschaftspolitischen Themen und untersucht die Frage, warum wir mehr haben, als wir brauchen und trotzdem frustriert, unzufrieden und gestresst sind.
Kurt Werkmeister bezweifelt anhand von typischen Beispielen die Notwendigkeit, z. B. zwischen 20 verschiedenen Sorten Duschgels derselben Firma oder 20m Regal voller Hunde- und Hamsterfutter wählen zu können. Immer mehr und immer schickere Konsumtempel animieren dazu, alles zu kaufen, was nicht gebraucht und auch nicht gewollt ist. „Durch Auto, Motorrad und Fahrrad lässt sich das Selbstbewusstsein prima „in Form“ bringen“, so der Referent. Auch im Bereich der Ernährung übt Kurt Werkmeister Kritik. Er weist die Landfrauen darauf hin, dass z.B. mit Aktionen wie „Große 1€-Woche“ Lebensmittel eine Abstufung auf Konsumgüter erfahren, worin er eine Entwertung der Lebensmittel sieht. Häufig ist die Folge des Einkaufens zu vieler Lebensmittel das Wegwerfen: In Deutschland von jeder Person im Durchschnitt 85kg im Jahr! Das bedeutet, dass auf einem Viertel der deutschen Ackerfläche Lebensmittel für die Tonne produziert werden.


In dem mit großem Engagement präsentierten Vortrag ging der Referent auf die Überflüssigkeit von Schönheitsoperationen ein, vorgenommen an unter 15jährigen Mädchen, die sich Fett absaugen oder die Brust vergrößern lassen, um dem europäischen Schönheitsideal zu entsprechen. Übersehen wird dabei in der Folge das mögliche Auftreten erheblicher gesundheitlicher Schäden. Hier fehlt in der Gesellschaft nach Ansicht von Kurt Werkmeister die gesellschaftliche Akzeptanz des Älterwerdens.
Auswüchse gibt es bei Kindergeburtstagsfeiern, die zu einem „Event mit Motto“ werden. So bietet z.B. eine Münchener Firma für 50,-€ pro Person eine solche Feier an, eingeschlossen ein Meeting für elterliche Begleiter. Hin- und Rückweg werden in einer Stretch-Limousine zurück gelegt, denn „das ist für unsere Kinder, damit sie auch größenwahnsinnig werden“, warnt der Referent.
Täglich sind wir vielen Verlockungen ausgesetzt. Uns wird suggeriert, dass wir mit dem Trend gehen sollen, immer mehr, immer schneller und immer auf der Höhe der Zeit. Dabei „helfen“ uns Angebote von bis zu 70% Preisnachlass. „Wir shoppen nicht, wir kaufen uns glücklich!“ so der Referent. Dahinter lauert die Gefahr, dass Käufer vielen Angeboten nicht widerstehen können, den Überblick durch Kartenzahlung verlieren und schließlich durch das Überangebot überfordert werden. Überangebote verursachen nicht nur in finanzieller Hinsicht Stress. In Deutschland werden z.B. 1600 Studienbereiche angeboten. Noch nie gab es eine so große Auswahl an Berufsmöglichkeiten. Aus dem wirtschaftlichen Wachstum der letzten Jahre erwuchs Wohlstand. Was aber fehlt, ist die eigentlich daraus resultierende Zufriedenheit, denn es muss immer mehr sein. Bei diesem Streben bleibt unter dem Strich nach Ansicht des Referenten immer weniger Lebenszeit. Besitz wird mit Glück verwechselt!


Gegen Ende seines in launiger und unterhaltender Weise dargebotenen Referates stellt Kurt Werkmeister den Bramscher Landfrauen gegenüber, was seiner Ansicht nach nicht mehr gebraucht wird und deswegen ersetzt werden sollte wie Stress durch Gelassenheit, Oberflächlichkeit durch Lesen und Entspannen, Hektik durch Ruhe, „In sein“ und alles mitmachen durch das Erfüllen eigener Wünsche, Egoismus durch die Freiheit vom Zwang, nur an sich zu denken.
Den Abschluss bildete eine Lebensweisheit aus dem Chinesischen: „Ich habe nicht alles, was ich mir wünsche, aber ich liebe alles, was ich habe, und ich bin dankbar für diesen Reichtum.“