„Was blüht und fliegt denn da?“

Imkerin Mechthild Raske lud die Landfrauen in ihren Garten ein.

Dieser Frage gingen fast 50 Bramscherinnen nach. Mechthild Raske besitzt und betreut 13 Bienenvölker in Kastenimkerei.

Ein Bienenvolk besteht aus einer Königin, Drohnen und Arbeiterinnen. Die Königinnen verlassen den Kasten nur ein einziges Mal für ihren Hochzeitsflug, auf dem sie sich von den männlichen Bienen, den Drohnen, begatten lassen.Danach bleiben sie zum Eierlegen im Kasten. Die Bienenkönigin ist erheblich größer als die Arbeiterinnen und lebt maximal fünf Jahre. Sie wird von der Imkerin in jedem Jahr mit einem Farbtupfer gekennzeichnet, woran sie in fünf verschiedenen Farben von weiß bis blau das Alter der Königin ablesen kann. Lässt die Legetätigkeit der alten Königin nach, wählen die Arbeiterinnen eine Larve aus, die mit „Gelee Royal“ gefüttert wird, damit sich daraus eine neue Königin entwickelt.

Die Arbeiterinnen sind echte Multitalente: Sie sind Ammen (Brutpflege), Putzfrauen, Maurer und Architekten (schwitzen Wachs und bauen die Waben), Heizungsfachleute (sorgen bei Kälte für konstante 36°C im Kasten und achten auch in heißen Sommern auf diese Temperatur, indem sie Wärmeregulierung durch Wasserkühlung betreiben). Nicht zuletzt sind Die Arbeiterinnen Wächter und Soldaten (verteidigen ihr Volk vor Eindringlingen). Eine Biene sticht nur bei Bedrohung, denn danach stirbt sie, weil mit dem Stachel der

ganze Hinterleib abgerissen wird.

Als wichtigstes Werkzeug benötigt der Imker einen Kasten (in den die Waben eingehängt werden), mit einem Rahmen unten und oben. Der obere Rahmen wird wasserdicht abgedeckt. In den unteren Rahmen kommen Holzleisten für verschieden große Einfluglöcher und ein Einschubboden, auf den ein weißes Vlies gelegt wird. Dieses kontrolliert Mechthild Raske regelmäßig und kann so feststellen, ob es ihrem Volk gut geht oder nicht. Denn auch Bienen können erkranken oder von der in den 70iger Jahren eingeschleppten Bienenmilbe (Varroamilbe) befallen werden. Dazu lieferte die Imkerin den Landfrauen einen eindrucksvollen Vergleich: „Man muss sich einen Menschen vorstellen, der ständig vier Katzen auf seinen Schultern sitzen hat und trotzdem sein komplettes Arbeitsprogramm erledigen muss“. Das führt zur Erschöpfung, auch bei Bienen. Bei Befall muss dann mit Milch- oder Oxalsäure behandelt werden.

Weitere Werkzeuge sind der Smoker, ein Rauchentwickler, mit dem ein Waldbrand simuliert wird und die Bienen die Flucht ergreifen zum Entnehmen des Honigs, eine Sprühflasche mit Wasser zum Beruhigen der Bienen und ein Besen zum Abfegen der Waben. Ein Stockmeißel zum Entfernen von Wachs darf auch nicht fehlen. Ein Imker sollte immer helle Kleidung tragen, denn mit dunkler Kleidung verbinden die Bienen ein Raubtier (Bär).

Bienen wollen Abwechslung in der Nahrung. Sie benötigen ungefüllte Blüten, deren Nektar sie holen und die sie sortengleich bestäuben. Vor allem im Frühjahr sind Weiden und Obstbäume wichtige Nahrungsquellen, die sogenannte „Spürbienen“ erkunden und den Standort den anderen Arbeiterinnen mit ihrer Tanzsprache im Rund – und Schwänzel – Tanz mitteilen. Lecker finden sie auch blühende Linden- und Kastanienblüten und Raps. Bienen fliegen auf Nahrungssuche in einem Umkreis mit einem Radius von etwa 3km, können aber auch 10km bis20km weite Strecken zurück legen. Zum Wohlfühlen gebrauchen sie ein trockenes Umfeld und ein nach Südosten ausgerichtetes Flugloch.

Im Kasten müssen die Backenwaben links und rechts außen immer mit Nahrung gefüllt sein. Sie sind die Speisekammer der Bienen.

Da Imker den Bienen Honig wegnehmen, müssen sie zum Überleben des Volkes den Bienen die gleiche Menge Zucker in Form von Zuckerlösung zurück geben. Da Bienen nicht schwimmen können, sind deshalb Inseln in der Zuckerlösung wichtig.

Im Anschluss an den spannenden Vortrag forderte Mechthild Raske die Bramscher Landfrauen zu einem Spaziergang durch ihren Garten auf. Ihre Gäste stellten fest, dass die Imkerin ihren Garten nach den Bedürfnissen der Bienen angelegt hatte: Es gibt viele Obstbäume, reichlich Storchschnabel, etliche Beerensträucher, viele Blumen mit ungefüllten Blüten und dazwischen die Bienenkästen, in denen der Mischhonig aus ihrem Garten entsteht.

Abschließend riet die Imkerin all denen, die eine Imkerei betreiben wollen, auf jeden Fall im Osnabrücker Zoo an einer Imker-Grundschulung teilzunehmen, damit beim Start das nötige Grundwissen vorhanden ist.