Diplom-Ökotrophologin Karin Nichter-Wolgast von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte 24 Bramscher Landfrauen die aktuellen Ernährungstrends vor.
Die ausgebildete Lehrerin wies zunächst auf die frühere Bedeutung des Essens hin: Es sollte gut schmecken, satt machen und dem Körper ausreichend Energie zuführen, um schwere körperliche Arbeit bewältigen zu können.
„Heute ist das Essen aus seiner Normalität gerutscht“, so die Referentin. Für viele Menschen ist das Essen heute „Selbstfindung auf dem Teller“ oder auch Therapie (Essen als Medizin).
Wir leben in einem Lebensmittel-Schlaraffenland und sind trotzdem nicht glücklich, denn es gibt immer wieder Lebensmittel-Skandale. Außerdem werden wir mit unendlich vielen komplexen Informationen überschüttet. Aus dem Überangebot müssen wir uns etwas aussuchen und dabei reicht das satt sein allein nicht, denn die Ernährung soll gesund, fit und schön machen. So etwas zu finden, fehlt häufig die Orientierung.
Im Folgenden nennt Frau Nichter-Wolgast ein paar Ernährungstrends:
- global und regional sind 2 Seiten einer Medaille
- Selbstgemachtes ist wertvoll und macht zufrieden
- „clean eating“ – keine Produkte mit mehr als fünf Zutaten, denn sie sind nicht „clean“
- Superfoods, wie z.B. Aronia- und Goji-Beere sind zwar reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien, aber sie kommen häufig in getrockneter oder pulverisierter Form zu uns. Exotische Superfoods sind vor allem eines: superteuer und sie sind schlichtweg unnötig. Denn es gibt viele frische ausgereifte, leckere, heimische Superfoods.
- In der Paleo-Ernährung ist alles erlaubt, was man pflücken, sammeln, fischen und jagen kann.
- Fastgoods sind gesunde fastfoods, also eigentlich to-go-Artikel, die fett- und zuckerarm sind.
Im Anschluss nahm die Referentin vegetarische und vegane Ernährung unter die Lupe, über die es inzwischen 621 Rezeptbücher geschrieben wurden. Veganer lehnen neben dem Verzehr tierischer Lebensmittel auch die Nutzung tierischer Produkte ab, wie z. B. Leder oder Seide. Vegetarier verzichten auf den Verzehr von tierischen Lebensmitteln, wie Fleisch, Ei, Milch und Milchprodukte und Fisch. Hier gibt es noch ein paar Untergruppen, z. B. die „Pudding-Vegetarier“ oder die „Frutarier“.
In diesem Zusammenhang bat die Referentin die Bramscher Landfrauen zu einem Tisch, auf dem es eine Vielzahl an Lebensmitteln von Obst und Gemüse bis hin zu Wurst, Fleisch und Fisch gab. Die Landfrauen sollten Fähnchen mit den Namen wertvoller Inhaltsstoffe den aufgestellten Lebensmitteln zuordnen, was den Damen nicht schwer fiel. Als alle Fähnchen verteilt waren, machte die Referentin die Landfrauen auf die Anordnung der Lebensmittel aufmerksam: auf der einen Seite befanden sich die pflanzlichen und auf der anderen Seite die tierischen Lebensmittel. Das deutlich sichtbare Ergebnis: vegetarische oder vegane Ernährung führt dazu, dass es schwieriger ist eine ausgewogene, vollwertige Ernährung zu praktizieren. Bei Säuglingen und Kindern kann eine vegane Ernährung sogar zu irreparablen Schäden führen.
Die Ökotrophologin rät deshalb, sich zwar überwiegend pflanzlich als auch tierisch zu ernähren, denn ohne die Inhaltsstoffe tierischer Nahrung hätte es vermutlich keine hohe Entwicklung des Gehirns gegeben. Eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung, gepaart mit einer gesunden Lebensweise, ist ein Garant für ein gutes Leben. Außerdem rät sie allen, „achtsam“ zu essen, also ohne Ablenkung (damit man auch merkt, wann man satt ist), aufmerksam einzukaufen und den gesunden Menschenverstand zu gebrauchen bei der Entscheidung, was gut und richtig ist.